Eine Ausstellung des Suermondt-Ludwig-Museums in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH Das Suermondt-Ludwig-Museum präsentiert zum zweiten Mal Kunstwerke von Menschen mit Beeinträchtigungen, die in der Kunstwerkstatt der Aachener Werkstätten der Lebenshilfe künstlerisch tätig sind. Nach der ersten erfolgreichen Kooperation des Museums und der Aachener Werkstätten, die 2023 in die viel beachtete Ausstellung „Weitsicht – junger Blick auf Alte Meister“ mündete, setzen die Kooperationspartner die gelungene Zusammenarbeit nun mit einem inklusiven Folgeprojekt fort, dessen Ergebnisse in der neuen Ausstellung „Ansichtssachen – alte Schätze neu betrachtet“ ab 3. Oktober zu sehen sind. Till-Holger Borchert, Direktor des Suermondt-Ludwig-Museums, unterstreicht: „Unser Ziel ist, das Museum als Ort des Austausches zu etablieren. Dieser Ansatz ist die Basis für eine Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen der letzten Zeit. Die Zusammenarbeit mit der Kunstwerkstatt hat jetzt erneut absolut bemerkenswerte Resultate geliefert.“ Das SLM hatte die Künstler*innen der Aachener Werkstätten erneut eingeladen, sich mit der Sammlung des Hauses auseinanderzusetzen. „Es war auch diesmal wieder eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir können uns hier eine Fortsetzung vorstellen“, freut sich Andrè Beckers, Mitglied der Geschäftsführung der Werkstätten und Service der Lebenshilfe Aachen. Diesmal lag der besondere Fokus auf der mittelalterlichen Kunst mit über 500 Jahre alten Werken zu überwiegend christlichen Themen. Das neue Projekt findet vor dem Hintergrund des am Museum angesiedelten und vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft finanzierten Forschungsvolontariats „Andere Blicke auf mittelalterliche Kunst“ statt, das im Zuge der kontinuierlichen Öffnung des Museums Zugänge zur mittelalterlichen Kunst, insbesondere für Menschen verschiedener Weltanschauungen und Glaubensrichtungen, erkundet. Die insgesamt 14 Künstler*innen der Aachener Werkstätten näherten sich den mittelalterlichen Werken auf künstlerisch-kreative Weise. Mit großer Neugierde, hoher Konzentration und viel Ausdauer schufen sie zu von ihnen ausgewählten mittelalterlichen Werken eigene Interpretationen – direkt vor den Originalen in den Ausstellungsräumen und in der Kunstwerkstatt. Über vier Monate entstanden so insgesamt mehr als 100 Kunstwerke. Etwa 40 davon sind in der Ausstellung als Leihgaben der Aachener Werkstätten zu sehen. Ob digital mit dem iPad, mit Fineliner, Kohle oder Acryl, die präsentierten Kunstwerke spiegeln die persönlichen Sichtweisen, Gedanken und Gefühle der Künstler*innen wider. Damit haben die Werke das enorme Potenzial, auch den Betrachtenden neue Perspektiven auf die alte Kunst zu eröffnen. Die junge Künstlerin Lisa Goller etwa schuf digital das Kunstwerk „Alle haben sich schick gemacht“, mit dem sie sich auf das mittelalterliche Kunstwerk „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ des Meisters der Verherrlichung Mariae von ca. 1480-1490 bezieht. „Mein Lieblingskunstwerk ist das, was ich mir ausgesucht habe“, so Lisa Goller. „Mir gefällt die Stimmung in dem Bild. Alle sind gekommen, um Jesus zu gucken. Ich habe mein Kunstwerk digital mit dem iPad gezeichnet, mit einem Stift extra für den Bildschirm. Im Museum zu arbeiten, war sehr schön. Das will ich immer wieder machen.“ Eine Besonderheit der diesmaligen Präsentation: Die neuen Kunstwerke sind in die bestehende Mittelaltersammlung des Museums integriert und werden direkt neben den mittelalterlichen Bezugswerken erfahrbar. Die Ausstellungstexte – so auch ein kostenfreies Handbuch – sind in Einfacher Sprache geschrieben. Diese für alle verständliche Sprache ermöglicht Besucher*innen mit und ohne Beeinträchtigungen, die Ausstellung eigenständig zu erkunden. Ein vielfältiges, von den Künstler*innen mitgestaltetes Rahmenprogramm mit Führungen, Workshops, einem Aktionstag und Besuch in der Kunstwerkstatt rundet die Ausstellung ab. Die Ausstellung ist barrierefrei zugänglich, für Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen bis 21 Jahre und geflüchtete Menschen ist der Eintritt frei.
Kuratorin der Ausstellung: Maria Geuchen, Forschungsvolontärin des Suermondt-Ludwig-Museums