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Fr. 3 Mai. 2024
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Glückliches Remis in Rödinghausen

Pagliuca ist in der Nachspielzeit mit dem Kopf zur Stelle

Die Siegesserie von neun Spielen ist gerissen, als Verlierer ist die Alemannia am Samstag beim SV Rödinghausen aber gerade so nicht vom Platz gegangen: Dank eines Kopfballtores von Kilian Pagliuca in der dritten Minute der Nachspielzeit fuhr Schwarz-Gelb im Häcker Wiehenstadion ein 1:1 ein. Simon Engelmann hatte die Gastgeber vor 1904 Fans in Führung gebracht (49.).

Das schwere Auswärtsspiel wurde prognostiziert im Vorfeld, das schwere Auswärtsspiel war es dann schlussendlich auch. Lange Zeit hatte in Rödinghausen alles nach der ersten Alemannia-Niederlage seit Anfang November ausgesehen, bevor die Tivoli-Elf wieder einmal in der Nachspielzeit zuschlug und doch noch den schmeichelhaften Punktgewinn im fernen Ostwestfalen zu bejubeln hatte. In den 92 Minuten zuvor hatten die Hausherren den Gästen weitestgehend den Schneid abgekauft, die sonst torgefährliche Offensive der Alemannia kam am Wiehen kaum zur Entfaltung.

Die Vorzeichen – gerade im Angriff – hätten auch besser sein können bei den Alemannen, musste Coach Heiner Backhaus doch den womöglich längeren Ausfall von Offensivallrounder Anas Bakhat kompensieren. Für ihn rückte Lukas Scepanik neben Thilo Töpken und Anton Heinz in den Dreier-Sturm. Zudem blieb Pagliuca zunächst auf der Bank, Julian Schwermann erhielt im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor ihm.

Auf dem tiefen Geläuf unternahm allerdings der zuletzt in Fahrt gekommene SV Rödinghausen die ersten Versuche, vor dem Tor Gefahr zu kreieren. Zunächst wurde der starke Linksaußen Ramien Safi auf die Reise geschickt und steuerte nach Sprint über das halbe Feld allein auf Marcel Johnen zu – der mit nach hinten geeilte Scepanik konnte den Torjäger der Gastgeber mit einer beherzten Grätsche gerade so bremsen (5.). Eine Minute später muss dann das 1:0 für den SVR fallen: Wieder Safi brachte den Ball flach von links hinein und Ex-Alemanne Dino Bajric ließ für den blank stehenden Eros Dacaj durch. Letzterer setzte die Kugel aus bester Position an die Unterkante der Latte, von wo der Ball nicht ins Tor sprang (6.).

Auf der gegenüberliegenden Seite ging die erste Offensivaktion von Scepanik aus, der es aus spitzem Winkel mit einem Heber versuchte, nachdem SVR-Keeper Luis Weber unter einer Flanke von Nils Winter durchgetaucht war. Der Ball landete aber auf dem Tornetz (10.). In der Folge verflachte die Partie für 20 Minuten. Die Alemannia zeigte sich aber fortlaufend vor dem gegnerischen Kasten zu einfallslos, während auch die Abwehr in vielen Situationen keine sichere Figur abgab. Rödinghausen hingegen ließ sich von diesen Unachtsamkeiten locken, von denen auch Keeper Johnen nicht frei blieb: In Minute 35 sprang auch er unter einem langen Ball durch, woraufhin Safi erneut freie Bahn hatte. Sein Schuss aus halblinker Position ging zum Glück knapp neben das Tor.

Doch auch die Alemannia sollte vor dem Pausentee noch eine Hundertprozentige auf dem Silbertablett serviert bekommen: Wieder war es Weber, der einen Katastrophenpass im Aufbau direkt in Scepaniks Füße spielte. Der Außenstürmer legte ab für den komplett blanken Heinz – doch dieser hämmerte das Leder über die Latte (37.). Das Fehlerkabinett war da aber noch nicht durch: Freddy Baum leistete sich einen ebenso unglücklichen Pass direkt ins Zentrum, wo Safi sich durchwühlte, frei vor Johnen jedoch abermals Nerven zeigte (45.). Mit einem aus Aachener Sicht glücklichen 0:0 ging es in die Pause, nur die fehlende Rödinghausener Kaltschnäuzigkeit ermöglichte diesen Zwischenstand. „Gerade in der ersten Halbzeit haben sie uns fußballerisch die Grenzen aufgezeigt. Wir waren zu spät in den Zweikämpfen und haben leichtfertig Bälle hergeschenkt. So ehrlich muss man sein“, konstatierte Backhaus nach dem Spiel.

Vier Minuten nach dem Seitenwechsel schaltete die Anzeigetafel dann doch auf 1:0 um und wieder sah Johnen nicht sehr gut aus: Einmal mehr Safi spielte einen Pass von der Grundlinie in den Rückraum, wo Bajric verdeckt abzog – Engelmann fälschte das Spielgerät haltbar ins Netz ab (49.). Backhaus reagierte mit einem Doppelwechsel, schickte Pagliuca und Brasnic für Baum und Töpken auf den Rasen. Der spätere Torschütze brachte etwas Schwung hinein, wirklich gefährlich wurde es vor dem Tor von Weber aber weiterhin nicht. Nur Schwermann hatte nach einer weiteren Unsicherheit des Schlussmannes der Hausherren eine Abschlusschance, sein Schuss wurde geblockt (68.).

Stattdessen schickte sich Rödinghausen in der Schlussviertelstunde an, den Sack zuzumachen: Zunächst scheiterte Engelmann im Eins-gegen-Eins-Duell an Johnen, den zweiten Versuch setzte er knapp übers Tor (83.). Zwei Minuten danach lag der Ball im Netz, doch Schiedsrichter Cedric Gottschalk entschied auf Foul am Alemannia-Keeper, der nach einem weiteren Engelmann-Versuch die Hand schon auf dem Ball hatte, bevor der eingewechselte Jeff-Dennis Fehr diesen über die Linie drückte (85.).

Als Schwermann vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit im Mittelfeld zu einem groben Foul an Jonathan Riemer ansetzte und glatt Rot sah (86.), schien es nur noch wenig Hoffnung aus Alemannia-Sicht zu geben – wäre da nicht immer wieder diese Nachspielzeit. Eine letzte Heinz-Ecke flog in Minute 93 von rechts in den Sechzehner, dort wurde der Ball für Pagliuca abgelegt – der Mittelfeldmann ließ es sich nicht nehmen, aus kurzer Distanz zum 1:1 einzuköpfen. „Wir haben bis zur letzten Sekunde an den Punktgewinn geglaubt. Das zeichnet uns als Mannschaft einfach aus. Eigentlich bin ich der Meinung, Kopfbälle liegen mir nicht, aber nach dem dritten Saisontor per Kopf muss ich vielleicht umdenken“, musste der Remis-Retter kurz schmunzeln.

Den Schlusspunkt der Partie markierte schließlich Ex-Aachener Fehr, der wegen Ballwegschlagens ebenfalls vom Platz flog und Gelb-Rot sah (90.+6). Wieder einmal eine äußerst turbulente Schlussphase, nach der klar ist: Gegen Fortuna Düsseldorf II muss am nächsten Freitag um 19.30 Uhr auf dem Tivoli eine Leistungssteigerung her. Dennoch bilanzierte Backhaus: „Zu einem Punkt musst du hier in Rödinghausen erst einmal kommen gegen eine sehr starke Mannschaft. Dass wir das in Unterzahl noch gepackt haben, zeugt ganz klar von der Charakterstärke unseres Teams.“ 

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