Mechernich – Regionalhistoriker PeLo Könen hatte schon im Frühjahr läuten hören, dass der Männergesangverein Mechernich (MGV) von 1863 ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr 2023 gezwungen sein könnte, wegen Nachwuchs- und Dirigentenmangels die Segel zu streichen.
Flugs stellte er zusammen mit dem Redakteur Manfred Lang und mit Unterstützung früherer und aktueller Chormitglieder Fakten und Bilder für eine zweiteilige Serie im Mechernicher „Bürgerbrief“ zusammen, deren letzter Teil noch nicht ganz gedruckt war, als die letzten Sänger in ihrer letzten Versammlung die Aufhebung des Ensembles zum 1. Januar beschlossen und die Sangesbrüder Werner Zeyen und Michael Sanden zu Liquidatoren bestellten, um das Vereinsvermögen und die Eintragung ins Vereinsregister zu löschen.
15 der 18 noch vorhandenen Mitglieder nahmen an der Versammlung teil. „Leider sahen die noch existierenden Mitglieder keinen anderen Ausweg als die Auflösung des Vereins“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ohne Dirigent, Nachwuchs und eine schwindende Zahl von Fördermitglieder habe man keine Zukunft und den „verantwortungsvollen Beschluss“ gefasst, aufzuhören.
Viele dunkle Stunden überstanden
Als der MGV im Jahre 1863 gegründet wurde, hatte Mechernich gerade mal 450 Einwohner, dann expandierten Bleierzabbau und Bevölkerung gleichermaßen. Das kulturelle Angebot musste mitwachsen, der MGV wurde gegründet – und hatte Erfolg.
„Drei Kriege hat der Chor überstanden“, heißt es in der allerletzten Pressemitteilung: 1870/1871, 1914/1918 und den furchtbaren Zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945. „Viele dunkle Stunden, in denen man fast vor dem Aus stand“, schreibt der Liquidator Michael Sanden. Nach dem Ende des Bergbaubetriebs 1957, als viele Mitglieder auf der Suche nach neuer Arbeit fortzogen, kam die nächste Krise, die aber überwunden wurde.
Geschlagen muss sich der MGV nunmehr der „aktuellen Entwicklung der Gesellschaft in Deutschland“, heißt es im Abschiedsprotokoll. Michael Sander: „Der »MGV 1863 Mechernich«, bis dato der älteste Verein der Stadt, meldet sich hiermit aus dem Kreis der Vereine ab. Wir danken allen Sängerinnen und Sängern, Dirigenten, Fördermitgliedern und Freunden für ihre langjährige Treue und verabschieden uns mit dem Sängergruß: »Grüß Gott mit hellem Klang!«“.