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Sa.. 5 Juli. 2025
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Zehn Jahre gelebte Menschlichkeit

Hospiz am Iterbach feiert Jubiläum - Ein Ort, an dem das Leben bis zuletzt zählt

Aachen. Mitten im grünen Iterbachtal in Walheim liegt ein Ort, an dem der Tod nicht verdrängt, sondern in Würde begleitet wird: das Hospiz am Iterbach. Zehn Jahre nach der Eröffnung wurde nun gefeiert – nicht laut, aber herzlich, nicht traurig, sondern dankbar. Auf dem Gut Hebscheid versammelten sich zur Feier Mitarbeitende, Unterstützer und Wegbegleiter, um gemeinsam auf ein Jahrzehnt voller Leben, Fürsorge und Mitmenschlichkeit zurückzublicken.

Wo einst das Leben begann – heute Raum für das Lebensende

Das Hospiz am Iterbach wurde im Juli 2015 eröffnet. Die Räume der ehemaligen Geburtsklinik wurden mit viel Engagement und Unterstützung in einen Ort der letzten Lebensphase umgestaltet – ein Sinnbild des Lebenskreislaufs. Seitdem haben fast 1.300 Gäste hier ihre letzte Lebenszeit verbracht. 14 Zimmer – zwei davon als Familienzimmer – bieten schwerstkranken Menschen eine individuelle, geschützte Umgebung. Dabei wird bewusst nicht von „Patienten“, sondern von „Gästen“ gesprochen. Es ist ein Zuhause auf Zeit – ein Raum für letzte Gespräche, Erinnerungen, für Lachen und auch Tränen.

Eine Haltung, kein Beruf

„Wir begleiten Menschen, keine Diagnosen“, sagt Martina Deckert, Teil des Leitungsteams. Gemeinsam mit Simone Rütgers, Thomas Kleiner und Ursula Bergrath und einem engagierten Team aus Pflege, Sozialdienst und Ehrenamtlichen wird hier gelebt, was Hospizarbeit ausmacht: Nähe, Würde und Achtsamkeit. Ein Raum der Stille gehört ebenso zum Haus wie ein Klavier und eine Gitarre – denn auch Musik und Freude haben Platz. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei rund 30 Tagen. Manche Gäste bleiben nur wenige Tage, andere mehrere Wochen. In dieser Zeit geht es nicht um Heilung, sondern um Lebensqualität – bis zuletzt.

Bürgerengagement als Fundament

Entstanden ist das Hospiz aus einer zivilgesellschaftlichen Initiative. Ein großer Teil der Anfangsinvestitionen wurde durch Spenden ermöglicht – und bis heute ist die Einrichtung auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Kranken- und Pflegekassen übernehmen 95 Prozent der Kosten, den Rest muss das Hospiz selbst aufbringen. Ebenso unersetzlich ist das Ehrenamt: Über 20 engagierte Frauen und Männer schenken regelmäßig Zeit, Aufmerksamkeit und Begleitung – nach einer sorgfältigen Vorbereitung auf diese sensible Aufgabe.

Feierstunde mit Musik und Dankbarkeit

Die Jubiläumsfeier war geprägt von Rückblicken, Musik und persönlichen Geschichten. Auf Gut Hebscheid kamen Vertreter der Hospizstiftung, der Trägergesellschaft, Mitarbeitende und Unterstützer zusammen. Pianist Gottfried Siegers sorgte für musikalische Akzente, während in Redebeiträgen bewegende Anekdoten geteilt wurden – Momente, in denen sich die Bedeutung dieser Arbeit eindrucksvoll zeigte.

Blick in die Zukunft

Trotz der Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich blickt das Team zuversichtlich nach vorn. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, Menschen nicht nur medizinisch, sondern vor allem menschlich zu begleiten“, so Ursula Bergrath. „Sterben gehört zum Leben – wir geben diesem Abschnitt einen würdevollen Raum.“

Das Hospiz am Iterbach bleibt ein Ort, an dem das Leben auch am Ende nicht aufhört, wertvoll zu sein.


Weitere Informationen, Spendenmöglichkeiten und Hinweise zum Ehrenamt unter:
🌐 www.hospiz-iterbach.de

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