Vor 15.741 Fans an der Bremer Brücke erkämpften tapfere Alemannen am Samstag ein 0:0 beim VfL Osnabrück. 1400 mitgereiste schwarz-gelbe Fans beklatschten ihre Mannschaft nach aufopferungsvoller Leistung beim Saisonauftakt wohlverdient.
Die Anzahl an zur Verfügung stehendem Personal war für Alemannia-Coach Benedetto Muzzicato überschaubar gewesen an der Bremer Brücke, das hatte sich schon abgezeichnet. Immerhin: Sechs Profis – zwei Torhüter und vier Feldspieler – nahmen dann doch auf der Bank Platz. Unterdessen bot der Trainer in Matti Wagner, Jeremias Lorch, Fabio Torsiello, Marc Richter und Ex-Osnabrücker Otschi Wriedt fünf Neuzugänge von Anfang an auf.
Die in Gelb spielenden Tivoli-Kicker ließen sich von den ungünstigen Vorzeichen auf seifigem niedersächsischem Untergrund allerdings zunächst keinesfalls beeindrucken. In der Anfangsphase spielte die Muzzicato-Elf forsch nach vorne, hatte in vielen Mittelfeldduellen die Nase vorn. Zum ersten Mal gefährlich vor dem Kasten von VfL-Keeper Jonsson wurde es nach gut zehn Minuten: Wiebe machte Meter und sah Richter, der Wriedt im passenden Moment in die Tiefe schickte. Der Schuss des Angreifers wurde im letzten Moment von Karademir zur Ecke geblockt (11.). Drei Minuten später hätte sich der VfL den Ball nach einem Einwurf fast selbst hineingemurmelt, Müllers Querschläger landete knapp neben dem lila-weißen Netz (14.).
Ein kurioses Fast-Eigentor ereignete sich kurz danach auch auf der anderen Seite: Wiebe hatte unbedrängt im Mittelfeld augenscheinlich etwas zu viel Zeit, über seine nächste Aktion nachzudenken und entschied sich dann für die denkbar schlechteste Variante: Mit einem hohen No-Look-Rückpass wollte er seinen Torwart Olschowsky anspielen, der allerdings viel zu weit vor dem Tor stand und zurückeilen musste. Mit Glück senkte sich das Spielgerät einen Tick zu weit links ab und flog knapp über den eigenen Kasten – beinahe ein absolutes Slapstick-Eigentor (17.).
Der VfL wurde nach dieser Aktion stärker, gab über Kehl (21.) und Kopacz (23.) weitere Distanz-Warnschüsse ab. Nach einer halben Stunde wollte die gesamte Bremer Brücke minus 1400 Alemannia-Fans einen Foulelfmeter: Nach einer Christensen-Flanke von links ging Kehl im Zweikampf mit Gästekapitän Strujic zu Boden – Schiedsrichterin Michel tat den Lila-Weißen den Gefallen nicht (31.). In der Folge übernahmen die Hausherren etwas mehr die Spielkontrolle, ohne jedoch zu nennenswerten Toraktionen zu kommen. Ganz anders kurz vor dem Pausentee noch einmal die Alemannia, die im ersten Durchgang somit ein Chancenplus verzeichnen konnte: Yarbrough eroberte im Mittelfeld den Ball und spielte Wagner frei, der aus etwas spitzem Winkel am stark parierenden Jonsson scheiterte (45.+2).
Alemannia bleibt hinten stabil
Der zweite Abschnitt startete ebenso mit einem schwarz-gelben Offensiv-Ausrufezeichen: Nach einer Kopfballverlängerung von Yarbrough kam Richter aus zentraler Position aus der Drehung zum Schuss – haarscharf links vorbei (48.). Dann hatte Wiebe auf halblinks mal etwas Platz, sein flacher Distanzversuch landete in den Armen von Jonsson (50.). Nach vielversprechendem Wiederbeginn der Kaiserstädter dann die Hiobsbotschaft: Der zuvor bereits angeschlagene und so sichere Lorch konnte verletzt nicht mehr weiterspielen und musste vom Feld, für ihn kam da Silva Kiala (54.). Wenig später wurde auch der zuvor lange verletzte Scepanik für Torsiello eingewechselt (61.). Auf dem Feld selbst gestaltete sich die Angelegenheit in der Folge deutlich zäher als noch in Halbzeit eins, was auch an geschickten Alemannen lag, die oftmals im richtigen Moment das Foul zogen und den Spielfluss so immer wieder unterbrachen – nervig für die Gastgeber. Befreien konnte sich der VfL aus dieser Lage erst mit Beginn der Schlussviertelstunde: Erst scheiterte Kammerbauer nach einer Kombination an Olschowsky (75.), dann köpfte Müller die anschließende Ecke knapp drüber (75.).
Auf der Zielgeraden schlug das Pendel insgesamt wieder mehr in Richtung der Lila-Weißen aus, die gegen wacker und mit Mann und Maus verteidigende Alemannen am 1:0 zu schrauben versuchten. Nach 82 Minuten hatte Schwarz-Gelb Glück, als der am zweiten Pfosten völlig freistehende Wiemann eine Rechtsecke neben das Tor nickte. Auch Yarbrough musste auf Alemannia-Seite wenig später verletzt raus, nachdem er nach einem Luftduell unglücklich aufgekommen war (86.). Mit buchstäblich ihren letzten Spielern auf dem Feld stemmte sich die Tivoli-Elf in den finalen Minuten gegen alles, was auf ihr Tor zugerollt kam. Wiebe blockte den eingewechselten Pröger in aussichtsreicher Position beherzt ab (89.), bevor auch die Alemannia noch einmal einen Stich setzte: Scepanik war kurz vor Ende der sechsminütigen Nachspielzeit plötzlich durch, brachte aber nur noch eine Flanke auf Jonsson zustande. Dann war Schluss – und die personell gebeutelte Alemannia durfte am 1. Spieltag den ersten Punkt einsacken!