- Auf dem Aachener Wohnungsmarkt ist trotz neuer Rekorde in der Wohnraumförderung kaum Entspannung in Sicht. Leidtragende sind vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen, Familien und Ältere sowie Menschen mit Behinderung.
- Raum für Neubauten ist knapp, weshalb in den Bestand investiert werden muss. Das städtische Zwei-Säulen-Modell mit Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft und gleichzeitiger Stärkung der gewoge soll Abhilfe schaffen.
- Die Erkenntnisse des Wohnungsmarktberichts eignen sich aufgrund der breiten Datenbasis als verlässliche Planungsgrundlage und dienen der Stadt als Basis zur Entwicklung integrierter Strategien und zur zielgerichteten Ausrichtung wohnungspolitischer Handlungsinstrumente.
Die strukturelle Anspannung am Aachener Wohnungsmarkt hält weiterhin an. Besonders Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen, Alleinerziehende, ältere Menschen und Familien suchen zunehmend vergeblich nach bezahlbarem Wohnraum. Zwar wurden in den vergangenen beiden Jahren so viele Förderanträge im öffentlich geförderten Wohnungsbau bewilligt wie nie zuvor. Dennoch reichen diese Erfolge nicht aus, um die Bedarfe auszugleichen. Zugleich verschärfen hohe Baukosten, steigende Zinsen und die anhaltend starke Nachfrage die Konkurrenz um bezahlbare Wohnungen.
Anhand vieler Herausforderungen Verantwortung übernehmen
Besonders im unteren und mittleren Preissegment ist der Markt stark unter Druck. Die Investition in den Bestand, gezielte Förderung und die Schaffung sozial orientierter Strukturen bleiben zentrale wohnungspolitische Aufgaben. „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Der Wohnungsmarkt in Aachen ist hart umkämpft. Das Angebot wächst nicht mit der Nachfrage mit“, sagte Thomas Hissel, städtischer Beigeordneter für Wohnen, Soziales und Wirtschaft, in einem Pressegespräch zur Vorstellung des neuen Wohnungsmarktberichts. „Leidtragende sind vor allem Haushalte mit geringem Einkommen. Wir müssen hier als Kommune Verantwortung übernehmen, um den öffentlich geförderten Wohnungsbau zu stärken.“
Städtisches Zwei-Säulen-Modell
Ein zentraler Baustein auf diesem Weg ist das politisch beschlossene Stärkungspaket mit der Umsetzung eines städtischen Zwei-Säulen-Modells: Neben der Stärkung der Gewoge im Verbund mit den weiteren Aktionären wurde die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft beschlossen. „Mit diesem Modell werden wir den Bestand sanieren, verdichten, aber auch erweitern“, sagt Hissel. Damit leisten Stadt Aachen und gewoge nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Aachener Bevölkerung mit leistbarem Wohnraum, sondern auch zur Sicherung des Bestands.
Erfolge in der Wohnraumförderung
Die soziale Wohnraumversorgung bleibt, trotz aller ergriffenen Maßnahmen, eine zentrale Herausforderung. Deshalb ist es erfreulich, dass im vergangenen Jahr so viele Förderanträge positiv beschieden wurden wie nie zuvor. „578 neue geförderte Wohneinheiten wurden 2024 bewilligt. Es sind 67,5 Millionen Euro in den öffentlich geförderten Wohnungsbau geflossen. Dieser stellt aktuell 60 Prozent aller Neubauten dar“, sagte Bürgermeister Norbert Plum, Vorsitzender des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses. „Das ist nur durch den engen Schulterschluss zwischen Politik, Stadt Aachen, der StädteRegion Aachen als Bewilligungsbehörde, dem Ministerium und den Wohnungsmarktakteuren möglich. Die Zusammenarbeit ist wirklich vorbildlich.“ Der Aachener Quotenbeschluss – 40 Prozent geförderter Wohnungsbau bei neuen Bebauungsplänen – trage seinen Teil dazu bei, betonte Plum. „Der Quotenbeschluss wirkt und sichert nachhaltig geförderte Anteile im Neubau. Wir müssen nur konsequent bleiben und dürfen nicht abweichen.“
Angebot und Nachfrage im Ungleichgewicht
Trotz dieser positiven Dynamik bleibt die die Gesamtlage weiterhin durch ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geprägt. Die Wohnraumnachfrage in Aachen trifft auf ein stagnierendes bis rückläufiges Angebot, das sich zunehmend in Richtung hochpreisiger Segmente verschiebt. Rolf Frankenberger, Fachbereichsleiter für Wohnen, Soziales und Integration, gab einen Einblick in die Situation: „Wir steuern sehr viel und schauen natürlich – auch in Abstimmungen mit den Bauherren – genau auf die Zielgruppen des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes“. Ganz aktuell liegt das Augenmerk auf Familien mit Kindern sowie älteren und pflegebedürftigen Menschen.
Junge Familien finden in Aachen selten oder nur sehr schwer eine bezahlbare Wohnung. Eine Situation, die zu Abwanderung führt. „Gerade Familien zieht es vermehrt ins Umland. Wir müssen familiengerechte, große Wohnungen in zentralen Lagen schaffen“, sagt Frankenberger. Das Projekt „Urbanes Wohnen mit Kindern“ soll hierzu Leitlinien – Zimmeranzahl, Anbindung, Nähe zu Kitas und Schulen – entwickeln. Auch der rasante Anstieg bei der Mietpreisentwicklung im nicht geförderten Wohnungsbau ist unübersehbar.
Altersgerechtes und barrierefreies Wohnen
Ein weiterer entscheidender Aspekt des aktuellen Wohnungsmarktberichts ist das altersgerechte und barrierefreie Wohnen. „Der Demografische Wandel wirkt massiv auf das Thema ein. Wir müssen die Zielgruppe der Älteren und Menschen mit Behinderung in den Blick nehmen, Wohnungen barrierefrei bekommen. 87 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf leben in den eigenen vier Wänden“, sagt Frankenberger. Den Zusammenhang von Wohnen und Pflege, die Bedeutung von altersgerechtem Wohnen und eine entsprechende Weiterentwicklung der Quartiere wird aktuell in einem Demografiekonzept erarbeitet.
Neubauprojekt an der Burtscheider Brücke
Das Pressegespräch zum neuen Wohnungsmarktbericht fand in einem Neubauprojekt der gewoge AG an der Burtscheider Brücke statt. Ulrich Warmer, Vorstand der gewoge, gab einen Ausblick: „Mitte 2026 wird die Burtscheider Brücke mit Leben gefüllt sein.“ Die Wohnungsgesellschaft wird dort mit einem Investitionsvolumen von rund 40 Millionen Euro 197 Wohnungen und Wohnplätze, zum größten Teil öffentlich gefördert, fertigstellen. „Entgegen dem Markt baut die gewoge nach wie vor“, sagte Warner. „Die Förderbedingungen lassen es zu, dass wir das tun können.“ Im Jahr 2025 werden 114 Wohnungen nach Kernsanierung fertiggestellt, weiterte 339 Wohnungen die aktuell im Bau sind und weitere 169 Wohneinheiten in Entwicklung.
Planungsgrundlage für verschiedene Wohnungsmarktakteur*innen
Regelmäßig analysiert der Wohnungsmarktbericht des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen auf breiter Datenbasis Trends und langfristige Entwicklungen auf dem Aachener Wohnungsmarkt. Seine Erkenntnisse eignen sich als verlässliche Planungsgrundlage und dienen der Stadt als Basis zur Entwicklung integrierter Strategien und zur zielgerichteten Ausrichtung wohnungspolitischer Handlungsinstrumente. Grundlage ist hierbei das Handlungskonzept Wohnen, das sich momentan in der Umsetzungsphase befindet.
Wohnungsmarktbericht 2024
Eine gedruckte Ausgabe des Wohnungsmarktberichts 2024 kann beim Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen unter der Telefonnummer 0241/432-56306 oder der Mail-Adresse komwob@mail.aachen.de angefordert werden.
Im Internet ist der Wohnungsmarktbericht unter www.aachen.de/wohnungsmarktbericht zu finden.