Die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen stehen auf dem Prüfstand: Rund 180 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben sich zur IHK ZukunftsArena #morgenland360 angemeldet, um in Aachen über die aktuelle Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump und deren Auswirkungen auf Europa, Deutschland und das Rheinische Revier zu diskutieren. Im Fokus: die jüngsten Zollentscheidungen der USA sowie strategische Fragen zum Umgang mit geopolitischen Handelskonflikten.
„Unsere Unternehmen brauchen offene Märkte, klare Regeln und vor allem Planungssicherheit“, betont Gisela Kohl-Vogel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, zur Eröffnung der Dialogveranstaltung. Gerade in Zeiten globaler Unsicherheiten sei es Aufgabe der Politik, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen und Handel zu schaffen. Sie empfiehlt: „Europa sollte nicht nur auf außenpolitische Herausforderungen reagieren, sondern seine eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken und eine neue Handelsstrategie auf den Weg bringen, um Partnern wie den USA auf Augenhöhe zu begegnen.“ Zölle seien selten ein taugliches wirtschaftspolitisches Mittel. Europa brauche stattdessen Innovationskraft, insbesondere in Zukunftsfeldern wie künstlicher Intelligenz, Halbleiterproduktion, Raumfahrt oder der Quantentechnologie.
Alexander Wilden, geschäftsführender Gesellschafter der schwartz Gruppe aus Simmerath und Vorsitzender des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Aachen, warnt mit Blick auf die von Trump angedrohten Strafzölle vor den Folgen für die exportstarke Region: „Die neuen Zölle aus den USA sind ein Warnsignal. Unsere Unternehmen spüren die Auswirkungen unmittelbar. Statt auf Konfrontation müssen wir auf Diversifizierung und Dialog setzen. Wenn Zölle europäische Unternehmen benachteiligen, müssen wir das offen ansprechen – aber partnerschaftlich und mit dem Ziel gemeinsamer Lösungen.“
Als Trump-Unterstützerin und aufmerksame Beobachterin der transatlantischen Beziehungen rief Nadja Atwal, deutschstämmige Medienexpertin aus den USA, Kommentatorin bei Fox News und Moderatorin einer Wirtschaftssendung bei Fintech.TV, auch kritische Nachfragen des Publikums hervor – ein lebendiges Beispiel für die Relevanz des offenen Austauschs, vor allem bei kontroversen Themen. Trotz aller akuten Differenzen zwischen den USA und ihren Handelspartnern ist Atwal zuversichtlich: „Jetzt ist die beste Zeit für eine starke Zusammenarbeit Deutschlands mit den USA.“
Alexander Peters, geschäftsführender Gesellschafter der NEUMAN & ESSER Gruppe aus Übach-Palenberg, fordert mit Blick auf internationale Märkte mehr strategischen Mut: „Europa braucht neue Handelsabkommen, etwa mit dem Mercosur-Raum, und eine schnellere, entschlossenere Handelspolitik. Unsere Haltung gegenüber den USA sollte kritisch sein, aber auch die Chancen berücksichtigen.“
Gisela Kohl-Vogel ist überzeugt, dass mittlerweile auch über Wirtschafts- und Außenhandelspolitik zunehmend emotional und kontrovers diskutiert wird. „Deshalb wollen wir mit allen Beteiligten offenen darüber sprechen – auch wenn das manchmal unbequem ist“, unterstreicht die IHK-Präsidentin. „Unser Anspruch als IHK ist es, Perspektiven zu eröffnen, Denkanstöße zu geben und die wirtschaftlichen Interessen unserer Region entschlossen zu vertreten.“
Mit Blick auf internationale Wirtschaftspartner und speziell auf die USA skizziert Kohl-Vogel vier zentrale Handlungsempfehlungen für eine neue europäische Handelsstrategie: Aktive Förderung des Freihandels durch moderne, multilaterale Abkommen mit strategischen Partnern. Ein geeintes, selbstbewusstes Auftreten der EU, das europäische Werte und wirtschaftliche Interessen gleichermaßen zum Ausdruck bringt. Gezielte Diversifikation internationaler Märkte, um Abhängigkeiten zu reduzieren und neue Wachstumschancen zu ermöglichen. Stärkung wirtschaftlicher Resilienz, insbesondere durch stabile Lieferketten und Investitionen in digitale Infrastrukturen.
„Diese vier Punkte sind kein Wunschkatalog, sondern eine Notwendigkeit, wenn Europa im globalen Wettbewerb wieder aufholen will“, sagt Kohl-Vogel. Die IHK Aachen unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen deshalb mit einem breiten Beratungs- und Informationsangebot – von Beratertagen zur US-Wirtschaftspolitik über Zollsprechstunden bis hin zu Webinaren zur Erschließung neuer Märkte. Eine Übersicht über alle Angebote findet sich auf der Website der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/international.
[…] weitere Details zur Veranstaltung und deren Implikationen kann man auf euregio-aktuell und Springer […]