Ein suggestiver blauer Hintergrund, davor, reliefartig, ein stilisierter Grundriss der Aachener Innenstadt. Die Baublöcke werden gebildet aus Millionen von Baumpollen, -samen und -nadeln, in jahrelanger Arbeit gesammelt an hunderten von Orten in Europa. Die Straßen und Alleen sind Stege aus Erde von den großen Schlachtfeldern Europas, wie Waterloo und Sedan, Verdun, und Dünkirchen, der Normandie und dem Hürtgenwald.
Geschaffen wurde das Bild in zwölfjähriger Kleinarbeit von Mohammad Ahmad (*1967), der 1982 als Flüchtling aus dem Irak nach Aachen kam und die Stadt längst zu seiner zweiten Heimat gemacht hat. Hier arbeitet er seit über 30 Jahren als freischaffender Künstler, setzt sich intensiv mit Themen wie Krieg und Frieden, Terror, Natur und Demokratie auseinander und empfindet eine tiefe Dankbarkeit dafür, in Frieden und Freiheit selbstbestimmt leben zu können. So schuf er Installationen zur Erinnerung an die getöteten Kinder in der Schule von Beslan 2005, zeigte in mehreren Städten bis 2011 seine Installation „MOAB“ gegen den Krieg in Afghanistan und dem Irak, arbeitete mit geflüchteten Kindern, was 2016 auch in eine Ausstellung im Ludwig Forum mündete, und fertigte einen Bundesadler aus 82 Millionen Fichtennadeln zum 60. Gründungstag der Bundesrepublik 2009. Sein neues Werk mit dem Titel „Aachen – Europa. Mein Geschenk an die Demokratie“ setzt diese Linien fort: „Die Erde und die Baumsamen, sie sollen uns an den schwer erkämpften Frieden in Europa erinnern und uns mahnen, ihn mit allen uns verfügbaren Fähigkeiten zu wahren,“ sagt Ahmad. Mit seinen Mitteln, in seinem Medium bringt er seine Zugehörigkeit und Liebe zu Europa zum Ausdruck und macht den Bürgerinnen und Bürgern der Europastadt Aachen die Auseinandersetzung mit seinem Werk zum Geschenk.
Bürgermeisterin Hilde Scheidt kennt das Bild bereits, als es am 8. Juni, am Vortag der Europawahl, am Elisenbrunnen vorgestellt wurde: „Aachen ist Europastadt, eine Stadt der Weltoffenheit und Demokratie – das bringt das Werk von Mohammad Ahmad zum Ausdruck. So verschieden wie die Materialien, so vielfältig und bunt ist unsere Stadtgesellschaft. Das Bild ist eine starke Botschaft für Frieden, Toleranz und eine offene Gesellschaft.“
Das spektakuläre Werk von Mohammad Ahmad ist in den nächsten Wochen im Centre Charlemagne zu sehen. Während der Kunstroute am Sonntag, dem 29. September wird der Künstler ab 12.00 Uhr anwesend sein und für Gespräche zur Verfügung stehen.