Vor knapp 10.000 Fans im ausverkauften Südstadion konnte die Alemannia am Mittwochabend in Unterzahl den Einzug in das Bitburger-Pokal-Finale dingfest machen. Gegen ein stark kämpfendes Fortuna Köln markierte Charlison Benschop in der Verlängerung das entscheidende Tor (98.). Jan Olschowsky parierte zudem einen Elfmeter von Stipe Batarilo (72.).
Mit Blick auf das Personal gab es gegenüber dem 2:1-Erfolg über den SV Sandhausen fünf Änderungen in der schwarz-gelben Anfangsformation: Während der zuvor rotgesperrte Olschowsky für Bördner ins Tor zurückkehrte, begann Strujic – gegen den SVS gelbgesperrt – für Meyer auf der linken Defensivseite. Zudem starteten der wiedergenesene Nkoa, Heinz und der zum rechten Schienenspieler umfunktionierte Goden für Rumpf, Heister und Castelle, der mit Wadenproblemen ausfiel. Bei der Fortuna standen unterdessen mit Ernst, Afamefuna und Batarilo gleich drei Ex-Alemannen in der Startelf.
Das 20 Minuten später angepfiffene Spiel startete verhalten, nach gut zehn Minuten gab Heinz nach Zuspiel von Gaudino den ersten Warnschuss ab. Der Versuch war kein Problem für Fortuna-Keeper Winkler (11.). Der nächste Abschluss des Angreifers kam da schon gefährlicher: Nach einer El-Faouzi-Ecke tunnelte Heinz Matter geschickt und feuerte aufs kurze Eck, wieder konnte Winkler parieren (15.). Vor dem Alemannia-Kasten wurde es ebenso nach einer Ecke zum ersten Mal brenzlig, Batarilos Schuss wurde nach einer Faustabwehr von Olschowsky (16.) geblockt. Fortuna witterte Morgenluft, kurz nach dieser Situation donnerte Stürmer Mittelstädt die Kugel nach einem Steckpass direkt auf Olschowsky, der etwas unkonventionell mit der Brust abwehren konnte (19.). Auf der anderen Seite traf Heinz mit einem Freistoß aus etwa 18 Metern lediglich Afamefunas Kopf (22.). Dann die Hiobsbotschaft für Schwarz-Gelb: Kapitän Hanraths blieb nach einer Offensivaktion der Kölner liegen und musste schließlich für Ex-Fortune Rumpf ausgewechselt werden (26.). Die anschließende Unordnung nutzten die Südstädter: Sarpei war nach einem Steckpass frei durch und scheiterte im Eins-gegen-Eins am stark reagierenden Olschowsky (27.).
Die Elf von Matthias Mink, die nach 35 Minuten ebenfalls verletzungsbedingt wechseln musste, war auch in der Folge das gefährlichere Team. Knapp 40 Minuten waren gespielt, als Eze Matter fand, der aus spitzem Winkel wiederum an Olschowsky scheiterte. Die Backhaus-Elf stand stets hoch, was frühen Zugriff auf das Aufbauspiel des Regionalligisten ermöglichen sollte – aber bei geschicktem Überspielen auch Räume für die Fortuna bot. So auch kurz vor der Pause, als der eingetauschte Breitfelder nach einem Tiefenpass plötzlich durch war und kurz vor dem Strafraum vom mitgeeilten Rumpf gestoppt wurde – allerdings zu unsanft. Der gerade eingewechselte Abwehrmann sah glatt Rot, Schwarz-Gelb war ab sofort in Unterzahl (40.).
Diesmal hält Olschowsky den Elfmeter
Zur Pause kam Heister für Heinz für die rechte Bahn, Goden rückte im 4-3-2 in den Doppelsturm. Die erste Viertelstunde des zweiten Abschnitts verlief schleppend, die zahlenmäßig überlegenen Kölner taten sich gegen kompakt verteidigende Alemannen mehr als schwer. Matter brach den Bann nach Batarilo-Ablage schließlich, sein Abschluss aus kurzer Distanz landete in den Armen von Olschowsky (60.). Nach der Hereinnahme von Benschop und Beleme dann die Großchance für die Südstädter: Matter bediente den bestens postierten Breitfelder, der aus etwa fünf Metern drüber zielte (64.). Auf der Gegenseite gab Gaudino ein offensives Lebenszeichen ab, nachdem er ein unfreiwilliges Zuspiel von Yarbrough auf den Kasten brachte – Ernst rettete vor der Linie (69.).
Die Gäste ließen aus dem Spiel heraus wenig zu, machten es den Fortunen schwer – bekamen dann jedoch erneut einen Elfmeter gegen sich ausgesprochen. Heister erwischte Sarpei mit einer Grätsche minimal am Fuß, sodass Schiedsrichter Tobias Esch auf den Punkt zeigte. Ex-Alemanne Batarilo trat an, zielte auf die untere linke Ecke – und schoss sehr unplatziert. Olschowsky roch den Braten und hielt, konnte den Ball sogar unter sich begraben. Der zweite gehaltene Strafstoß eines Alemannia-Keepers binnen weniger Tage (72.)! Das gab den Alemannen auftrieb, die noch einmal neue Kraft schöpften. Der hereingeworfene Meyer kam nach einem weiten Einwurf zum Schuss, Winkler konnte gerade noch abtauchen und parieren (76.). Fortuna biss sich im Dauerregen die Zähne aus und Schwarz-Gelb kreierte Chancen: Heister setzte über rechts Beleme in Szene, der an Winkler scheiterte (82.). Die anschließende Hereingabe von Strujic köpfte Benschop um eine Haaresbreite links vorbei (82.). In der Schlussphase der regulären Spielzeit präsentierte sich die Alemannia in Unterzahl als das überlegenere Team, war sichtbar fitter als die Fortuna und ließ hinten rein gar nichts anbrennen. Lediglich Matter kam nach einer Ecke aus dem Rückraum noch einmal zum Abschluss – deutlich rechts vorbei (90.+2). Auch Strujic verpasste den Lucky Punch nach einem Standard (90.+4), sodass das Halbfinale in die Verlängerung ging.
Benschop besorgt das goldene Tor ins Finale
Für Torgefahr sorgten in der Extrazeit zunächst die Hausherren: Ernst setzte Matter über die rechte Seite in Szene, dessen Schuss parierte der an diesem Tag glänzend aufgelegte Olschowsky mit Bravour (95.). Ebenso stark aufgelegt war Danilo Wiebe, der Zweikampf um Zweikampf im Mittelfeld für sich entschied und schließlich später auf rechts zu Heister legte. Der Schienenspieler verzog seinen Abschluss allerdings deutlich (96.). Dennoch: Alemannia holte alles aus sich heraus, kämpfte aufopferungsvoll – und belohnte sich schließlich. El-Faouzi setze sich über die linke Seite durch und flankte, Fischer wehrte per Kopf direkt zu Benschop ab und der Stürmer donnerte den Ball volley und humorlos in die Maschen – 0:1 (98.)! Doch Köln steckte keineswegs auf. Nach einem Afamefuna-Freistoß aus dem linken Halbfeld hatte Breitefelder beste Karten auf einen Treffer, aber Yarbrough fuhr dem Stürmer per beherzter Grätsche im letzten Moment ins freie Schussfeld (104.). Eine Minute später zielte Sarpei aus gut 16 Metern knapp drüber (105.).
Mit Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung brachte wieder ein Kölner Freistoß den Fast-Ausgleich: Afamefuna flankte diesmal von rechts und Breitfelder nickte das Leder an die Latte – haarscharf (108.). In der Folge rannten die Fortunen weiter an, ohne jedoch noch einmal richtig zwingend zu werden. Die Alemannia verteidigte mit Mann und Maus und konterte gnadenlos. Beleme machte beim Eindringen in den Strafraum erst halb Köln nass und scheiterte gerade so an Winkler (120.), bevor er wieder frei durch war und allein vor dem Fortuna-Schlussmann nur die Latte traf (120.+2). Diese vertanen Chancen rächten sich jedoch nicht mehr – die Backhaus-Elf gewann wie schon im Oktober 2023 zu zehnt bei Fortuna Köln und zieht damit ins Bitburger-Pokal-Finale am 24. Mai im Sportpark Höhenberg gegen Viktoria Köln ein. Was eine magische Flutlicht-Nacht im Südstadion, 3000 mitgereiste Alemannen waren aus dem Häuschen!